14. August 2021

Auf dem Grat Cresta Sassi Bianchi (2456m) bin ich angesichts des Sonnenaufgangs im Anblick des Monta-Rosa-Massivs sprachlos geworden. Punktgenau auf die Minute angekommen schenke ich mir dort oben ein zweieinhalb Stunden andauerndes Gänsehauterlebnis, wie die Sonne sich Stück für Stück dieses Berggebilde erobert, die Schatten der Nacht ins Tal wandern. (Zwischenfrage: Schenke das wirklich ich mir – oder wer schenkt?)

Zunächst noch fast im Dunkeln, dann Stufen von Rosa (am Monte Rosa!) zu nahezu flammendem Rot bis hin zu einem beleuchteten klaren Blick erstreckt sich die Bandbreite. Das Rauschen der allmählich besser zu sehenden Gletscherabflüsse ist durchgängig zu hören; irgendwann setzen die Kuhglocken ein. Später das Bellen einzelner Hunde; Kurz, nachdem es richtig hell ist, erfolgt auch schon der erste Versorgungsflug eines gelben Hubschraubers auf verschiedene Almen oder Hütten. Interessant, so etwas von oben zu beobachten – quasi come un sogno..

Das ganze Erlebnis ist fast wie ein Aufwachen aus einem Traum, der immer weiter andauert: Hang on to a dream! Insgesamt drei Mal (mit Pausen) höre ich mir das Musikstück von The Nice (feat. Keith Emerson) an; das Freeride-Paradise Alagna versorgt seine Besucher aus dem Tal bis auf die Berggipfel mit Internet. – – –

Beim Absteigen hat das Zentralgestirn die Hänge so weit erwärmt, dass Hunderte von rostroten Schmetterlingen unterwegs sind und ein Panoptikum eigener Art bieten. Ich bin immer noch voll der Eindrücke und kann es kaum fassen!

Das Bergsteigerfrühstück auf der inzwischen besonnten Terrasse der Hütte zweihundert Höhenmeter tiefer holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück: Eine Schale mit Twinings Breakfast Tea (I’m a member of the TeaCompany!), vier eingeschweißte Zwiebacke und zwei Portionen Hero-Marmelade. Ok, soll reichen, Wasser gibt es zwischendurch unterwegs. Schafe ziehen mit mir abwärts, ein Lamm staunt ‚Who’s that guy?‘ und ich erfreue mich an den Veilchen-Scheckenfaltern, die am Vormittag unterwegs sind.

Wo es geht, werden die Griffschlaufen zur Kühlung gewässert, irgendwann taucht tatsächlich der Kirchturm von Alagna neben einer Tanne auf, eine Badestelle lasse ich aus – Frau M. wartet am Fiume Sesia.

Dortselbst Schuhe aus, bis zu den Waden ins Wasser – und – Kühlung – und – Erfrischung. Ausgiebig.

Erfrischung von innen erfolgt kurz darauf.


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