13. August 2021, Alagna und Umgebung

Vormittags 667 Höhenmeter ins Vallone d‘ Otro hinauf – Abstieg zurück nach Alagna – nachmittags 1159 Hm zum Rifugio Ferioli. 😰 Und es war heiß! 🥵

Nach Verlassen der Baumgrenze Richtung Vallone d‘ Otro öffnet sich ein nahezu paradiesisch anmutendes Hochtal, „bald erreicht man die üppigen grünen Wiesen von Follu (1700 M.ü.M). Jede Sache erinnert an Walserkultur: die Häuser aus Holz und Stein , die kleine Madonna della Neve Kirche und die Weilernamen.“ Quelle Die in das saftige Grün eingebettete Ansiedlung von wettergegerbten Bauten vermittelt eine Harmonie, die in Kontrast steht zu den wilden Felsgipfeln der Dreitausender, die die Hochebene wie ein Hufeisen umgeben. Tief durchatmen, einen Becher Gebirgswasser am Brunnen in kleinen Schlucken trinken und ein Besuch im Kirchlein, in der das Vaterunser auf Walserdeutsch zu lesen ist. Dieser Weiler ist zwar nur zu Fuß erreichbar, aber als Tageswanderung touristisch gut frequentiert. Und in den Ferragosto-Tagen sind auch sehr viele Italiener*innen wandernd unterwegs – molti italiani fanno escursioni.

Una mattinata meravigliosa!

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In mir hatte der sich der Gedanke festgestzt, dass ich meine Berge sehen will: Voglio vedere le mie montagne!

Dies bedeutet, Wiederaufstieg zur Hütte von vorgestern und Übernachtung, um am frühen Morgen die beste Sicht auf ‚meine Berge‘ zu haben. Vielleicht sogar eine Art Alpenglühen? „Lokal wird das Phänomen als Enrosadira bezeichnet, ein Wort, das vom Ladinischen „rosadüra“ oder „enrosadöra“ abstammt und „sich rosa verfärben“ bedeutet.“ Quelle „Wissenschaftlich gesehen kommen beim Alpenglühen zwei Effekte zusammen: Bei tief stehender Sonne wird ein Teil des blauen Lichts durch den langen Weg durch die Erdatmosphäre in andere Richtungen gestreut. Das verbleibende Sonnenlicht wird rötlich. Dazu kommt die indirekte Beleuchtung oberhalb der Schattengrenze, wo das Licht mit flachem Winkel auf die Landschaft im Rücken des Betrachters fällt. Es wird reflektiert und schafft einen hellen Streifen. Das Ergebnis ist aber immer dasselbe: magische Momente beim Sonnenuntergang in Südtirols Bergen.“ Und auch beim Sonnenaufgang an anderen Alpengipfeln!

So bleibt nichts anderes, als den bekannten Pfad wieder aufwärts zu nehmen. Im unteren Bereich ist der Verlauf (nicht nur in der Beschreibung von Bätzing) „sehr steil, wobei der Weg oft aus einer Art großer Steintreppe besteht“. Bei der Treppenstufe 674 habe ich aufgehört zu zählen, da wurde es etwas flacher. Da der Aufstieg nachmittags vor allem in der prallen 🌞 🌞🌞 Sonne stattfindet, kann ich mein Schweißtuch auf dieser Tour zum ersten Mal dreimal hintereinander auswringen. 💧💧💧 Die steinernen Stufen reflektieren zusätzlich zur Sonneneinstrahlung die tagsüber aufgenommene Hitze. Puh! Die Tatsache, dass weite Teile des beschrittenen Felsbodens aus grünem Serpentinit bestehen, ist zwar interessant, aber die Erkenntnis, dass dies vor langer, langer Zeit Meeresboden gewesen sein muss, gibt nur wenig Erfrischung. Als Unterstützung in dieser Richtung hat es sich bewährt, die Handschlaufen der Wanderstöcke bei jeder Gelegenheit in Wasser zu tauchen, so dass sie vorübergehende Abkühlung an die Handgelenke geben.

Auf der Hütte treffe ich auf eine Sechsergruppe junger Italiener, die lautstark Monopoly spielen. Und auf zwei deutsche Wanderinnen, Marianne und Sarah, mit denen ich ins Gespräch komme – und mit denen ich später den Viererschlafraum teile. Zum ersten Mal muss ich meinen Impfnachweis auf dem Handy vorzeigen, in Italien ‚Green Pass‘. Im Sala da Pranzo (sogar mit handbetriebenem Essensaufzug, weil im Obergeschoss gelegen) gibt es Pasta Pomodoro in essbaren Tellern. Noch einige Blicke ins Tal, wo unten die die Lichter von Alagna blinken. Und zum sternenklaren Himmel, an welchem sich ein unglaubliches Panorama offenbart. Was erwartet mich morgen??

Voglio vedere I miei montagne!

֎ ֎ ֎ ֎

Übernachtung: Rifugio S. Ferioli, Tel. +39 016391207; sehr empfehlenswert; solo pernottamento non soci 35 €


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