Den Hansaweg X9 (offiziell 74,6 Km – 1.116 Hm) haben wir nicht als Streckentour, sondern in Rundwanderungen ( ≙ für uns 177,7 Km – 3.825 Hm incl. Zugabe) als ❄️ Winterbegehung ❄️ (10. November 2021 -> 13. Januar 2022) absolviert. Echte Wanderer! Anstoss war die ‚4. Welle‘ -> Vierter (regionaler) Fernwanderweg:

Am 23. Oktober 2021 stieg die deutschlandweite 7-Tage-Inzidenz wieder über den Wert von 100. Nur wenige Wochen später, am 8. November, stieg diese Inzidenz erstmals seit Beginn der Pandemie über den Wert von 200, am 15. November über den Wert von 300 und am 24. November über den Wert von 400.

Also: LOS! Mit individuellen Bildern und subjektiven Texten.

Unter dem jeweiligen ‚Link Komoot‘ ist die jeweilige Strecke in der Wander- und Navigationsapp einsehbar und kann herunter geladen werden.

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10. November 2021 X9.1 ● Herford -> Bad Salzuflen + Lichttest

23,2 Km – 359 Hm – Link Komoot

„Der Hansaweg (X9) ist ein länderübergreifender Qualitätswanderweg „Wanderbares Deutschland“. Er durchläuft auf Landesebene die beiden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und zieht sich dabei von Herford durch Abschnitte des Naturparks Teutoburger Wald / Eggegebirge bis nach Hameln in den Naturpark Weserbergland.“ Quelle

Der zuständige Tourismusverband bewirbt die Strecke mit den 3 Begriffen ‚Stadt – Natur – Kultur‘. Hmmm? Stimmt – teilweise. Die einzige Stadt, durch die der Wanderweg hindurch führt, ist Herford, gleich zu Beginn. Um Lemgo geht es herum, auf Hameln blickt der Wanderer hinab. Ein ausgezeichneter bebilderter und informativ betexteter Stadtrundgang Herford (incl. GPX) findet sich hier.

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16. November 2021 X9.2 ● Bad Salzuflen -> Papenhauser Str.

24,1 Km – 461 Hm – Link Komoot

Wir sind immer gut navigiert mit Komoot gewandert dank vorhandener GPS-Dateien. Darüber hinaus war die Beschilderung ausgezeichnet, sehr oft ziemlich auf funkelnagelneuen Pfosten mit Schildern. Ein großes Dankeschön an den TWV!

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22. November 2021 X9.3 ● Um Lemgo herum und durch Lemgo zurück

26,7 Km – 506 Hm – Link Komoot

In diesem Blog-Beitrag wird keine neue Streckenbeschreibung in aufklärender, literarischer oder touristisch werbender Form erstellt. Eine kompetente Fassung findet sich knapp und akkurat in der Hansaweg-Story.

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30. November 2021 X9.4 ● Lemgo ->Steinberg 396m -> Schwelen- & Dörentrup

22,8 Km – 621 Hm – Link Komoot

‚Eigentlich‘ überwindet der X9 nur 3 Höhenmeter: Von Herford Hbf. 65 m ü. NHN nach Hameln 68 m ü. NHN. Gewissermaßen – aber dazwischen liegen einige Fast-400er: Hohe Asch 371,5m – Dörenberg 392,5m – Steinberg 396m. Letzterer hat eine besondere Historie: Aus einer ehemaligen Raketenstation ist ein Naturparadies geworden! Statt militärischem Radar herrschen nunmehr Leitstrahlen von Fledermäusen vor. Es gibt doch erfreuliche Fortschritte!

Dann die Situation der Gastronomie auf einem Highlight des Weges, der Hohen Asch. Einst strahlend und anziehend, jetzt darnieder liegend. Deutsche Sozialgeschichte, mehr in Komoot.

Durch dieses Auf und Ab auf überschaubaren Mittelgebirgshöhen können sich wunderbare Aus- und Weitblicke ergeben, z. T. auf dem ‚Weg der Blicke‘. Bei guter Sicht über den Hermann und Kaiser hinaus bis zum Brocken im Harz.

Andere Abschnitte führen durch bezaubernde Hohlwege, abseits gelegene Dörfer mit langer Geschichte, Buchenwälder und stark mitgenommene Nadelforsten.

Ein weiteres interessantes Phänomen um den Jahreswechsel herum ist die tief stehende Wintersonne, die mittags lange Schatten auf die Wege oder auch weit in die Landschaft wirft. Und die beim frühen Untergang ab 16:15 Uhr fulminante Himmelspanoramen gestalten kann! Tipp: Für danach Stirnlampe mitführen.

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6. Dezember 2021 X9.5 ● Burg Sternberg -> Dörenberg 393m -> Hummerbruch

23,7 Km – 613 Hm – Link Komoot

Eine Winterbegehung ist eine Herausforderung eigener Art: Die Tage sind kurz, die Temperaturen niedrig, Picknick findet lieber im Stehen statt als im hohen Gras auf grüner Wiese campierend. Zudem ist die gepriesene Sicht oft eingeschränkt durch Fiesel-Niesel – und es ist sicher nicht jedermanns Sache, bei 99% Regenwahrscheinlichkeit loszuwandern. Hinzu kommt der teilweise grottenschlechte Winterzustand der Wanderwege, die nur als Schlammschlacht nach Harvesterbefahrung zu bewältigen sind.

Aber: Sowohl nach jeder einzelnen Tour als auch (in besonderer Weise) nach dem Gesamtabschluss ist das positive Bewusstsein, es trotzdem gemacht und geschafft zu haben, enorm! Und nicht nur wegen oder gegen Corona, sondern überhaupt für die Bewegung draußen. Die natürlich auch von einer Bewegung drinnen begleitet wird. RESILIENZ!

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14. Dezember 2021 X9.6 ● Hummerbruch -> ‚Waldquelle‘ Aerzen

24 Km – 628 Hm – Link Komoot

6 Resilienzfaktoren:  ●  Akzeptanz  ●  Optimismus  ●  Selbstwirksamkeit  ●  Eigenverantwortung  ●  Netzwerkorientierung  ●  Lösungsorientierung Mehr dazu hier, ziemlich weit unten.

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06. Januar 2022 X9.7 ● Aerzen ‚Waldquelle‘ -> Klütturm Hameln

22,8 Km – 441 Hm – Link Komoot

Verborgene Schätze erschließen sich selten zuhause. Draußen und unterwegs kann das stattfinden in Form von persönlichen Begegnungen, räumlichen Erfahrungen oder, wenn Türen sich öffnen. Dies können reale Zugänge sein, z. B. zu interessanten Gebäuden oder auch Landschaften – oder auch im übertragenen Sinn zu Inhalten, die bislang unbekannt waren und nun durch Erwandern oder Erarbeiten wichtig und bedeutsam werden. Martina schrieb im Komoot-Kommentar: „Du machst eine Tür auf – und dahinter liegt ein Schatz verborgen, ein besonderer Mensch oder ein anderes Kleinod…“ Genau in diesem Sinne – Danke für die Formulierung!

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13. Januar 2022 X9.8 ● Die Zugabe

10,4 Km – 196 Hm – Link Komoot

Hameln ist viel zu schön, um vom Endpunkt des X9 vom Klütturm hinab an der Altstadt vorbei zum Bahnhof zu hasten! Deshalb hier ein bebilderter Spaziergang (mit Einkehr) durch die Stadt der Weserrenaissance mit vielen wunderbaren Fachwerk- und Steinhäusern. Aber auch mit Alltagsproblemen wie Leerständen, seelenlosen Kettenläden (die es überall gibt) und dem Spagat zwischen touristischer Vermarktung, Echtheit und Kitsch.

Immerhin weist die Stadt Hameln neben umfangreichem Marketing zum Thema ‚Rattenfänger‘ auf einen möglichen realistischen Deutungsansatz hin:

„Unter den vielen Interpretationen hat der Hinweis auf die von Niederdeutschland ausgehende Ostkolonisation den größten Wahrscheinlichkeitsgrad: Die „Kinder von Hameln“ sollen auswanderungswillige Hamelner Bürger gewesen sein, die von adligen Territorialherren zur Siedlung in Mähren, Ostpreußen, Pommern oder im Deutschordensland angeworben wurden. Dabei wird davon ausgegangen, dass damals wie noch heute alle Einwohner als „Kinder der Stadt“, „Stadtkinder“ bezeichnet werden können. Die „Kinderauszugs-Sage“ wurde später mit einer „Rattenvertreibungs-Sage“ verknüpft. Diese bezieht sich mit Sicherheit auf die in der Mühlenstadt Hameln im Mittelalter besonders bedrohliche Rattenplage und ihre mehr oder minder erfolgreiche Bekämpfung durch wirklich professionelle „Rattenfänger“.

Zum Schluss ein Gedicht – als Link.

„Die wahre Geschichte vom Rattenfänger“ nach Bertolt Brecht


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