Angekommen im Lebensabschnitt der zweiten Hälfte der sechsten Dekade gibt es Einladungen zu runden Geburtstagen, zunehmend ist es ein Siebzigster. „Was, schon?“ ist dann oft die Reaktion und es folgt häufig eine äußerst vitale und erfrischende Veranstaltung. ‚Rüstig‘ ist es eigentlich erst ab 10 Jahren später.
In diesem Fall jedoch ist der Anlassgeber fast auf den Tag genau vor 7 Jahren verstorben. Norbert Prangenberg war ein international anerkannter, in vielfältigen Bereichen tätiger Künstler; zuletzt Professor an der Münchner Kunstakademie, wo er seit 1993 die Klasse für Keramik leitete. Und für uns seit 1978 ein langjähriger Freund mit gegenseitiger hoher Wertschätzung.
Umso überraschender kam für uns die Einladung zu einer Ausstellungseröffnung ‚Norbert Prangenberg – Formfreude – 70 Werke zum 70. Geburtstag‘. Zu diesem Anlass vom Ernst-Barlach-Haus Hamburg in Zusammenarbeit mit der Nachlassverwaltung initiert und organisiert. Welche Möglichkeit, doch noch einen Geburtstag im wahrsten Sinne des Wortes begehen zu können! Und es war tatsächlich wie ein Fest: ‚Figuren‘ keramischer Art waren ebenso vertreten wie Zeichnungen und großformatige Bilder. Dazu eine einordnende Darstellung von Dr. Markus Heinzelmann, die Norbert, seine Arbeitsweisen und Haltungen sehr deutlich werden ließ.
Ein Blick auf eine Einzelheit der Arbeit Nr. 21 ‚Figur, 2008, glasierte und in Fayencetechnik bemalte Keramik‘. Aus einer Bodenplatte wächst organisch eine Scheibe wie ein Blatt empor. Auf diesem wiederum streben Farbbögen fast wie Wolken strukturiert aufwärts. Am Fuß noch stark von der Glasur geprägt, doch dann offenbart sich immer mehr die Farbe
Erde – Ton
Feuer – Glasur
Luft – Farbe
Wie schrieb doch Walter Grasskamp in seinem Nachruf: „Man
könnte ihn als einen Lyriker seiner vielen Metiers ausgeben, als Handwerker eines ganz besonderen Tons.“
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