„Make friends not art“ – das hört sich nach einem interessanten Motto für eine Kunstausstellung an. Freundschaften knüpfen, Austausch pflegen – dazu sollten Begegnungsmöglichkeiten auf der Documenta 15 dienen. Darüberhinaus war eine Emanzipation von ausbeuterischen, kapitalistischen Strukturen des (Kunst-)Marktes, von einer eurozentristischen Sichtweise, von einem kompetitiven Gegeneinander angestrebt.

Hin – und einen eigenen Eindruck verschaffen!

Auf der documenta fifteen sollte eine neue Perspektive auf die Welt erprobt werden: „eine Emanzipation von ausbeuterischen, kapitalistischen Strukturen des (Kunst-)Marktes, von einer eurozentristischen Sichtweise, von einem kompetitiven Gegeneinander. Als Gegenmodell will die Documenta das Teilen setzen, das Miteinander; Lumbung wird das genannt. Eigentlich, klingt es euphorisch in Gesprächen von Beteiligten, sei die Ausstellung keine documenta fifteen, sondern die „Lumbung one“. Ein Prinzip, das die (Kunst-)Welt erobern könnte, – in dem aber leider auch das Verhängnis begründet liegt.“ So die FR zur Halbzeit der d 15.

Gut einen Monat nach Ende der d15 stellt sich dieser Ansatz mir als nicht gelungen dar. Eine ausführliche Beschreibung des Besuches mit zahlreichen Fotos findet sich auf Komoot. Möglicherweise sind meine Documenta-Erfahrungen seit 1977 zu konservativ, um das Friedericianum als Kindergarten (grundsätzlich wichtig), als Gemeinschaftsküche (grundsätzlich wichtig) und als Forum für beliebige Meinungsäußerung (grundsätzlich wichtig ??) akzeptieren zu können. An jeder Ecke, in jedem Raum klagte eine Selbsdartellung einer benachteiligten Gruppe (grundsätzlich wichtig); Sozialpädagogik und Sozialarbeit (grundsätzlich wichtig) auch in weltweiter Dimension (grundsätzlich wichtig). Ich vermisste prägnante und wirklich beeindruckende Arbeiten wie z. B. den Oil Pool von Noriyuki Haraguchi von 1977, dessen visuelle und Geruchswahrnehmung mir immer noch erhalten ist. Oder auch das Transsibirien Projekt von Jochen Gerz, das lange in meinen Träumen auftauchte. Stattdessen großformatige Ölgemälde vollbusiger Sinti und Roma, deren Diskriminierung anklagend. Wo sind Eindrücke, wie der berührende Blütenstaub von Wolfgang Laib auf der Documenta 7? Nichts von alledem. So blieb fast durchgängig Enttäuschung – bis auf den fantastischen indonesischen Geschichtenerzähler Agus Nur Amal PMTOH. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Und die politische/antisemitische Dimension ist hier gar nicht angesprochen.

Zitat:
„…das ist das Eigentliche und Spannende an der Kunst, etwas zu sein, was noch nicht da ist, nicht habhaft oder geleistet ist und ein offenes Ende hat.“ (Wolfgang Laib)

Kategorien: Kunst

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