07. 08. 2021, 20:00 Uhr ff. Hier schaut der Gast nachmittags in den noch leeren historischen Speisesaal:
„Hier spricht der Gast“ – unter diesem Titel schreibt der Gastrokritiker JĂŒrgen Dollase eine regelmĂ€Ăige Kolumne in der FASZ. Es mag interessant sein, die uneingeschrĂ€nkt belobigte Speisenreihenfolge einmal genauer anzuschauen. ZunĂ€chst die chronologische Auflistung der Aneinanderreihung:
â Carpaccio-Teller mit Bresaola, luftgetrocknetem Schinken, KĂ€se, Ei und etwas Salat
â ApfelkĂŒchlein begleitet von Pancetta
â Frittata von Brokkoli, Möhren und Ei
â StĂŒcke von Salsiccia/grober Bratwurst
â Scheiben von Hirschsalami
â Vitello Tonnato
â ArtischockenplĂ€tzchen
â FrischkĂ€se mit Blaubeeren
â Risotto funghi
An diesem Punkt stellte ich Frau M. die Frage: „FĂ€hrst du oder fahre ich?“ đ đ
â Ravioli mit Thymian-FrischkĂ€se
â Wildschweingulasch mit Polenta
â Kleine StĂŒcke vom Huhn
â Kaninchenbraten
â Strudel – Kuchen – Eis – Espresso
Mein Magen schrie nach einem Grappa – und er erhielt ein (kleines) Wasserglas voll ( = eine Portion). đł
Wenn ich richtig gezĂ€hlt habe, sind es 14 Köstlichkeiten, die, als einzelne volle Portionen genossen gereicht hĂ€tten, 2 Wochen in Italien vollkommen gut verpflegt worden zu sein. Serviert wurden sie als HĂ€ppchen, um von allem kosten zu können. So stellte sich mir irgendwann die Frage ‚Was kommt noch – wieviel kann ich mir davon geben lassen?‘ Die Ăbersicht ĂŒber den Gesamtzusammenhang ging verloren – bzw. bestand gar nicht. Man wusste nur, dass es ‚Super Leckeres‘ und ‚Viel‘ gibt. Im RĂŒckblick wirkte die Gesamtofferte etwas fleischlastig (natĂŒrlich mit vegetarischen Alternativen). Frau M. hĂ€tte sich mehr GemĂŒse oder auch Salat gewĂŒnscht. SchlieĂlich die PrĂ€sentation als Einzelangebote: Bratwurst -> Salami -> Vitello – – – das war in der Abfolge doch etwas einseitig. Der Gast wĂŒnscht sich manchmal durchaus kontrastierende Texturen, z. B. weiche KĂŒchlein neben einer harten Salami auf einem Teller.
Diese Anmerkungen wollen nicht den ĂŒber Jahre hinweg durch konstante Leistung erworbenen guten Ruf der KĂŒche schmĂ€lern, sondern eher den ungebrochenen Hype relativieren.
2 Kommentare
Andreas · 24. August 2021 um 19:45
Jop, genau so! Wirklich unglaublich!
Uwe Möller-Lömke · 25. August 2021 um 12:01
Andreas, bezieht sich deine Zustimmung auf meine Relativierung oder auf die Menge?