… ein südlicherer Tag im Herbst …

Der Buß- und Bettag war bis 1994 bundesweit gesetzlicher Feiertag. Unabhängig davon kann er auch heute noch der Besinnung, kritischer Lebensbilanz und dem Nachdenken über gesellschaftliche Irrtümer dienen. In Bayern ist unterrichtsfrei, die Lehrer*innen treffen sich zu einem Pädagogischen Tag. Unter diesen Prämissen bot es sich an, nach dem Erreichen eines großen Zwischenziels des Jahresprojekts 2020 am Wochenende zuvor …..

….. bei angekündigtem bestem Wetter am 18. 11. 2020 kontemplativ einige Stunden wandernd alleine unterwegs zu sein.

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Ein Abschnitt des Bielefelder Wappenwegs sollte begangen werden, in eigener Variante. Dieser führt vor der Haustür vorbei in leichtem Auf und Ab durch das Ravensberger Hügelland hinauf zum Kamm des Teuto, um dann in persönlicher Abwandlung auf dem Hermanns(lauf)weg auf die Sparrenburg zuzusteuern.


Wappenweg und Hasenpatt noch gemeinsam

Der Sonnengott Helios ließ sich allerdings etwas bitten. Erst gegen Mittag bestrahlte er das restliche dann leuchtende Herbstlaub, brachte landwirtschaftliche Güter zum Glänzen und warf an den 3 Bechterdisser Windrädern lange Schatten.

Doch erst nach Erreichen des Kammweges gestaltete sich völlig unerwartet ein nachmittäglicher fulminanter Schlussakkord dieser Unternehmung bis in den Abend hinein: Linker Hand senkte sich die späte Herbstsonne so eindrucksvoll ins Münsterland, dass reihenweise Spaziergänger mit lauten ‚Ah!‘ und ‚Oh!‘-Rufen ihre Handys zum Fotografieren Richtung Westen hielten. Sogar ‚Irre!‘ war mehrfach zu hören. Dabei versäumten sie, was in ihrem Rücken geschah: Je tiefer die Sonne sank, desto weiter breitete sich Meter für Meter im Osten der Schatten des Teutoburger Waldes über Bielefeld und die Ravensberger Senke aus. Die lebendige Großstadt schien zum schwarzen Land Mordor zu mutieren; Bilder aus ‚Herr der Ringe‘ wurden mit Schaudern lebendig. Im Gegensatz dazu strahlte die Landschaft des Sonnenuntergangs in einem sanften Golde, anmutend wie ein glückliches Auenland.

Die Veränderung und Vertiefung dieser beiden Gegensätze fortschreitend und von oben wahrnehmend im Gehen zu erleben – dies war ein gr0ßartiges Erlebnis!

Und wirklich: „Die tatsächliche Bedeutung des hier ausgeschütteten Dopamins wird allerdings hauptsächlich im Bereich der Antriebssteigerung und Motivation vermutet.“ (Wiki) So verliefen die restlichen Kilometer bis zum Ziel fast wie von selbst; die Gesamtstrecke betrug 12 Kilometer mehr als beim Hermannslauf, die Zeit in Relation dazu deutlich länger. Aber es war ja auch eine Wanderung.

Auf der Burg mit Stadtblick angekommen wirkte durch die mittlerweile eingeschaltete Beleuchtung alles ganz normal und harmlos, sogar der Mond blinkte freundlich am Abendhimmel.

The road goes ever on and on …..


4 Kommentare

Otmar · 21. November 2020 um 15:52

Eine ausdrucksvolle Beschreibung Deines Weges. Besonders die Verbindung zu Mordor und dem Auenland hat in mir Bilder wach werden lassen.

    Uwe Möller-Lömke · 21. November 2020 um 21:32

    Eigentlich hatte ich nur eine Tour von gut 30 km vorgehabt. Aber als ich gewahr wurde, was sich da zwischen Licht und Dunkelheit (die sich gegenseitig bedingen) abspielte, bin ich einfach noch zwei Stunden weiter gelaufen.

Alexander Bold · 26. November 2020 um 0:43

Lieber Uwe, ich freue mich, dass Du gut zu Fuß voran gehst und ich freue mich, dass ich mit meinem gerade ‚neuen‘, gebrauchten Elektromaschinchen wieder an viele Stellen komme, an die mich Haxen und Stöcke und Schmerzen nicht mehr hintrugen. Es macht riesigen Spaß im Schritttempo und zuweilen auch etwas schneller holprig durch Herbstwälder und Nebelwiesen zu kontemplieren und auch zu fotografieren. Die Wahrnehmung der Welt, auch mit klammen Gefühlen, Fingern, Beinen und Füßen, der Widerstand gegen die Kälte in und um uns erfüllt uns wahrscheinlich mit Wärme. On y va. A.

    Uwe Möller-Lömke · 26. November 2020 um 23:10

    Ja, lieber Alex, lass uns gehen! Jeder seinen Möglichkeiten nach und es ist schön, in Bewegung zu sein. Und abschnittsweise auch gemeinsam, auch im übertragenen Sinne. Andiamo!

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