Geplant seit dem März 2017, aber veröffentlicht am 8. August 2017 – – – der erste Beitrag in diesem Blog.
Plakatwand in Bielefeld
Eduardo Chillida, Toleranz durch Dialog, 1992
Material: Cortenstahl
Je 109 x 285 x 123 cm
Standort: Rathaus Innenhof, Platz des Westfälischen Friedens
„Für die Realisierung des Werks wurde der Rathausinnenhof nach den Vorstellungen des Künstlers und den Plänen des Architekten Joaquín Montero Basqueseaux umgestaltet. Eine der grundlegendsten Änderungen war dabei die Absenkung des Platzes auf das Niveau des Prinzipalmarkts. Um den Höhenunterschied an den Platzseiten zum Stadthaus 1 auszugleichen, wurde eine Stufenanlage gebaut, die das innere Areal begrenzt. Die Neufassung des Platzes war wesentlich für den Bildhauer, denn nur so war es ihm möglich einen passenden räumlichen Zusammenhang zwischen seiner Skulptur und dem Friedensaal im historischen Rathaus zu schaffen. Letzterer verdankt seinen Namen der Beschwörung des Spanisch-Niederländischen Friedens 1648 als Teil der Friedensverhandlungen, die den Dreißigjährigen Krieg sowie den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande beendeten.
Das ortspezifische Werk Chillidas besteht aus zwei einander gegenüberstehenden L-förmigen Elementen aus Stahl, die in ihrer Gestalt die Form von Bänken aufgreifen. Die Plastik besteht aus Cortenstahl, dessen Oberfläche sowohl handwerkliche Bearbeitungsspuren als auch Spuren wetterbedingter Korrosion aufweist. Durch unterschiedlich geometrisch gestaltete Aussparungen, die zwischen eckig und abgerundet wechseln, formt der Bildhauer das Material und spielt mit den sich scheinbar ausschließenden Gegensätzen von stählerner Härte und luftdurchlässiger Leere. Die Öffnungen der beiden Objekte sind ähnlich, aber nicht identisch und können je nach Standpunkt unterschiedlich wahrgenommen werden. Chillida nutzt die formverändernde Wirkung, die durch den natürlichen Lichteinfall auf die Öffnungen entsteht, bezieht diese in seine bildhauerische Arbeit mit ein – etwas das charakteristisch ist für seine Stahlskulpturen. Zudem sind die beiden Teile der Skulptur durch unsichtbare Sockel leicht erhöht, wodurch Chillida ihnen eine gewisse Leichtigkeit verleiht und das Gewicht des Stahls negiert.
Die in Münster und Osnabrück geführten Verhandlungen, die 1648 zum Westfälischen Frieden führten, haben zum einen in der Form – dem Gegenüberstellen von Positionen sowie der Durchlässigkeit des Materials –, zum anderen im Titel der Skulptur Anklang gefunden. Toleranz durch Dialog beschreibt ein Verhandeln auf Augenhöhe als grundlegendes Prinzip der Diplomatie, was der damals üblichen Niederlage durch Sieg und Unterwerfung gegenüberstand. Ebendies wird vom Künstler aufgegriffen und in eine abstrakte Form übersetzt. Sabine Maria Schmidt schreibt über die Formensprache des Bildhauers: „Chillida nutzt abstrakte Formen, die eine differenzierte Thematisierung von Geschichte per se nicht leisten können, aber komplexe Wiedererkennungs-, Identifikations- und Interpretationsebenen anbieten.“ 2 Mit seiner Skulptur in Münster und der damit einhergehenden Veränderung des Innenhofs hat Eduardo Chillida keine verknappte Darstellung eines historisches Ereignisses geschaffen, sondern dieses zum Ausgangspunkt seiner bildhauerischen Arbeit genommen und eine Art Forum gestaltet, das einlädt, Platz zu nehmen und miteinander ins Gespräch zu kommen.“
Nazaret Díaz Acosta
Its magic !
Immer noch!
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